Kundgebung in Berlin am 17.01.2020

Ihr seid die Helden unserer Zeit!

Redeskript zur Kundgebung von „Land schafft Verbindung“
Berlin, 17.01.2020

Anrede …

… ich bin heute gerne eurer Einladung gefolgt und überbringe die Grüße der Familie der Landnutzer, von denen nicht nur viele ebenfalls hier sind, sondern die selbstverständlich unverrückbar alle Zusammen an der Seite unserer Bauern stehen. Ganz egal ob …

… Waldbesitzer und Förster, ob Jäger oder Fischer und Angler, ob Grundbesitzer – wer auch immer heute Land bewirtschaftet, wir alle müssen zusammenhalten!

Und dabei ist mir eines sehr wichtig! Als wir vor nun fast fünf Jahren in Brandenburg das Forum Natur gegründet haben, da ist dies auch aus einem Mangel heraus geschehen, einem Mangel, der wir damals schmerzlich erkannt haben! Nämlich dem Mangel, uns in Kampagnen zu organisieren und dabei die Bedeutung auf die Straße zu bringen, die uns Landnutzern zusteht! Damals vor fast fünf Jahren, am 18. März 2015, sind 15.000 Jäger bei Düsseldorf über den Rhein marschiert, weil sie nicht mehr bereit waren zu akzeptieren, dass man einfach über ihre Köpfe hinweg ein Jagdgesetz entscheidet.

Und heute, zuerst am 14. November in Hamburg auf dem Gänsemarkt, dann am 26. November in Berlin und in der ganzen Republik, seid ihr aufgebrochen mit euren Schleppern und habt euch versammelt und habt wieder deutlich gemacht:

Wir sind da und wir werden nicht weichen!

Und heute seid ihr hier – und für mich bedeutet das: Ihr kämpft unseren Traum!

Unseren Traum von freien Bauern auf freier Scholle, von freien Landnutzern auf freiem Land! Deshalb steht für mich eines unverrückbar fest:

Ihr seid die Helden unserer Zeit!

Ja liebe Freunde, genau darum geht es! Natürlich seid ihr hierhergekommen, weil es um Themen wie die Düngeverordnung geht, weil es um ein Agrarpaket geht, weil es um ein Naturschutzgesetz geht, weil es um Tiere geht, die wieder da sind, um Biber, um Kormorane, um Wölfe! Alles das brauche ich euch gar nicht aufzuzählen – ihr alle wisst das besser als ich! Aber warum ihr letzten Endes hier heute wirklich seid, ist etwas noch viel wichtigeres- ihr seid heute wegen der Freiheit hier!

Ihr seid heute hier, weil ihr nicht bereit seid euch einer immer irrer werdenden Gesellschaft zu ergeben, einer Gesellschaft, die nicht produzieren will, die nicht säen will, die nicht ernten will, die aber trotzdem im Schlaraffenland leben will!

Ihr seid heute hier – weil es um die Freiheit geht!

Ihr seid heute hier, weil ihr diejenigen seid, die mit euerer Hände Arbeit dieser Gesellschaft überhaupt das Leben und das Überleben garantieren können! Ihr seid heute hier, weil ihr ein Recht auf Anerkennung für eure Leistungen habt und weil man einer Gesellschaft, die diese Anerkennung verweigert, ja die eure Leistungen sogar oftmals ins Lächerliche zieht, Widerstand leisten muss!

Liebe Freunde!

Es war der ausdrückliche Wunsch, dass ich heute etwas zu den Wölfen sage, die wieder durch Brandenburg und auch durch die gesamte Republik streifen!

Das ich gerne zu Wölfen rede, ist bekannt! Und dass das mittlerweile ein Thema ist, das viele von euch ganz unmittelbar betrifft, ist auch kein Geheimnis.

Ich freue mich daher, dass mein Freund Marc Mennle heute unter uns ist – lieber Marc, auch Du bist für mich ein Held unsere Zeit! Auch Du bist einer von denen, die täglich den Irrsinn aushalten müssen und nicht aufgeben!

Und liebe Freunde, ja der Wolf macht vieles deutlich, was in der deutschen Agrar- und Umweltpolitik schiefläuft und bring es wie in einem Bild dafür auf den Punkt.

Da gibt es Schäfer, die müssen den Irrsinn täglich aushalten und sie sind die Besten von uns! Und da gibt es welche, die sind auch Schäfer, keine Frage, aber ihr Geschäftsmodell ist weniger das der Schafe, sondern eher das der Hunde. Und liebe Freunde, ich habe gar nichts dagegen, ganz im Gegenteil, wenn jemand für sich ein lohendes Geschäftsmodell entdeckt hat, das ist völlig legitim, ich gönne es ihm sogar!

Aber mit sinnvoller Agrarpolitik hat das eben nichts zu tun! Es kann nicht darum gehen, dass einige wenige mit ihrem individuellen Geschäftsmodell glücklich werden und der große Rest geht im warten Sinne des Worts vor die Hunde!

Es muss darum gehen, die Schafhaltung in Gänze in diesem unserem Land zu erhalten, es muss immer darum gehen, Landnutzung in Gänze in diesem unserem Land zu erhalten und rentabel zu machen! Wenn der Wolf uns das lehrt, dass es um ALLE geht, dann hätte er tatsächlich ein Sinn in der deutschen Kulturlandschaft!

Was wir brauchen ist eine Agrarpolitik der Solidarität! Eine Agrarpolitik, die allen zugutekommt!

Wenn Agrarpolitik dazu verkommt, dass nur einige wenige mit ihren fragwürdigen Geschäftsmodellen profitieren, dann sage ich in aller Deutlichkeit:

Zum Teufel mit einer solchen Agrarpolitik!

Lasst uns für die Solidarität der Landnutzer kämpfen! Lasst uns nie akzeptieren, dass nur wenige profieren und lasst uns die Agrar- und Umweltpolitik unter diesem gemeinsamen Aufruf verändert!

Fair für alle – ohne Ausnahme!

Und damit liebe Freunde, sind wir natürlich bei der Politik angekommen. Was wir erwarten ist die Ernsthaftigkeit von Politik!

Und als gebürtiger Bad Kreuznacher sage ich sehr deutlich, ja unsere Nahe Weinköniginnen sind wichtig. Und es ist gut, dass es ihre Aufgabe ist, aus der Kutsche dem Volk zuzulächeln. Wenn aber aus der Naheweinkönigin eine Ministerin geworden ist, dann langt das Lächeln aus der Kutsche nicht mehr …

… schon gar nicht, wenn man sich dabei von der Tante aus dem Nachbarladen über den Tisch ziehen lässt.

Eine Ministerin hat an unserer Seite zu stehen und sie hat mit einer klaren und deutlichen Sprache für die Landnutzung in diesem Land zu kämpfen.

Und liebe Freunde, dann sind wir allerdings auch bei unseren Verbänden angekommen. Da müssen wir uns auch gelegentlich mal an die Nase greifen!

„Shake-Hand-Bilder“ mit der Naheweinkönigin sind ne dolle Sache – auch das weiß ich als Kreuznacher nur zu gut – nur die Naheweinkönigin zu küssen, ist natürlich noch besser! Aber durchsetzungsstarke Politik ist das noch lange nicht. Hier müssen wir auch miteinander reden und uns fragen, wie wir uns insgesamt aufstellen wollen.

In einer Zeit wie der unseren gilt es weniger Fachverband, dafür aber umso mehr Kampagnenverband zu sein! Das habt ihr uns deutlich gemacht und dafür an „Land schafft Verbindung“ herzlichen Dank!

Lieber Freunde, warum ich heute auch gerne – und zwar insbesondere hier her zum „Ernst-Reuter-Platz“ gekommen bin, ist dieser Platz selbst!

Von „Ernst-Reuter“ ist der schöne Satz überliefert:

Politik aber ist Res publika – die Sache aller!

Und deshalb möchte ich euch zurufen: Ihr seid der beste Teil von Allen! Politik geht nur mit Allen und damit nur mit euch!

Ihr seid die Helden unserer Zeit!