Brandenburger Waldkonferenz 2020

Brandenburger Waldkonferenz 2020

Strategie zum Umgang mit geschädigten Waldflächen zur Sicherung der Ökosystemdienstleistungen

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durch die Coronasituation haben sich 26.10.2020 anlässlich der „Brandenburger Waldkonferenz 2020“ Waldbesitzer, Jäger, Wissenschaftler, Naturschützer und Forstverwaltung in Vorträgen und Workshops mit Lösungsansätzen beschäftigt, wie der Wald in Brandenburg zukünftig klimastabil gemacht werden kann. Brandenburg gehört mit zu den Bundesländern, die am härtesten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Die schwindende Verfügbarkeit von Wasser ist eine der folgenschwersten Veränderungen, was besonders in den Wäldern des Landes sichtbar wird.

Der Vortrag auf der Waldkonferenz als YouTube Clip

Im Rahmen eines Workshops habe ich mich mit der grundsätzlichen politischen Strategie zum Umgang mit geschädigten Waldflächen zur Sicherung der Ökosystemdienstleistung beschäftigt. Dabei muss uns insbesondere deutlich werden, dass wir in der forstpolitischen Debatte seit vielen Jahren meist die gleichen Fachbegriffe benutzen, diese aber völlig unterschiedlich interpretieren. Dabei ist schon der Begriff „geschädigte Waldfläche“ höchst missverständlich, da wir genau genommen über „geschädigte Forste“, somit über „geschädigte genutzte Waldflächen“ reden und in diesem Kontext klar sein muss, dass diese Wälder unter teils sehr unterschiedlichen Zielsetzungen bewirtschaftet werden.

Noch deutlicher werden die sprachlichen Widersprüche beim Terminus der „Ökosystemdienstleistungen“, die wir gegenwärtig zwar so bezeichnen, die jedoch aber nicht mit dem in diesem dann eigentlich selbstverständlichen Verhältnis von „Bestellen“ und Bezahlen“ hinterlegt sind. Zwar stellt die Gesellschaft eine Fülle von Erwartungen an die Wälder, für die Erfüllung dieser Ziele ist sie aber weitgehend nicht bereit, den Leistungserbringern eine Vergütung oder aber zumindest einen indirekten Mehrwert zukommen zu lassen.

Dies ist insbesondere deshalb dramatisch, weil der ursprüngliche Mechanismus der mit der Sozialpflichtigkeit verbundenen Eigentumsgarantie des Grundgesetzes in eine ökonomische Schieflage geraten ist. Während sich die Erlössituation aus den gewöhnlichen Produkten des Waldes, hier insbesondere aus den Holzverkäufen und den eher begleitenden Nebennutzungen, seit Jahren im Rahmen der üblichen Marktpreisschwankungen auf gleichem Niveau bewegt, packt die Gesellschaft über den Begriff der Sozialpflichtigkeit seit Jahrzehnten eine kaum noch zu überblickende aber genauso kostenintensive Erwartungshaltung obendrauf. Da diese Erwartungen primär über ordnungsrechtliche Mechanismen gesetzlich fixiert werden, erwächst den Waldeigentümern daraus keine zusätzliche Einnahmequelle. Neben der teils dramatischen Waldschadenssituation ist dieser Umstand mittlerweile hauptursächlich für das Schwinden der Liquidität einer überwiegenden Anzahl von Forstbetrieben.

Für die Zukunft bedarf es daher eines auch inhaltlich hinterlegten strategischen Ansatzes, bei denen den Waldbesitzern im Rahmen eines ordnungspolitisch akzeptablen und wettbewerbsrechtlich legalen Rahmens weitere Einkommensquellen entstehen, mit welchen die Gesellschaft ihre Ziele und Erwartungen in am Markt realisierbare Produkte umwandelt. Dabei darf allerdings nicht der Fehler begangen werden, dass pauschale und produktlose Vergütungen Abhängigkeiten mit maximal geringem Ökosystemwert schaffen. Dieser Umstand ist zwischenzeitlich zum Hauptproblem in der Abhängigkeit der Landwirte von nicht mehr zu durchschauenden Regelungen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU geworden.

Ich komme daher zu dem Schluss, dass eine Gesellschaft, die Dienstleistungen, noch dazu berechtigt noch gesellschaftspolitisch notwendig, bestellt, jedoch nicht bezahlt asozial handelt und sich zugleich an den kommenden Generationen versündigt. Für die Zukunft braucht es daher ein neues gesellschaftliches Commitment und eine Erweiterung des ökonomischen Handlungsrahmen, der für die Waldbesitzer im Land real handelbare Mehrwerte bereitstellt.

⇒ DOWNLOAD: Foliensatz zum Vortrag von Gregor Beyer

⇒ Die Seite des MLUK: Brandenburger Waldkonferenz 2020